Christiane Rahrbach interviewt die Wuppertaler Krimi-Autorin Daniela Schwaner, deren zweiter Krimi „Der Tote in der Buchhandlung“ soeben erschienen ist. Getroffen haben die beiden sich im Wuppertaler Lieblingscafé der Autorin, dem „Katzengold“, das auch in ihren Romanen, die mit viel Lokalkolorit ausgestattet sind, oft Erwähnung findet…
(CR): Haben Sie sich als Kind schon Geschichten ausgedacht?
(DS): Als Kind habe ich eher Hörspiele aufgenommen und zwar mit meinem eigenen kleinen Kassettenrecorder. Das waren aber keine Krimis sondern alles, was mir gerade so einfiel. Irgendwann habe ich die Schreibmaschine meines Vater stibitzt und dann mit zwei Fingern (so schreibe ich übrigens heute immer noch – allerdings etwas schneller als damals) darauf rumgetippt. Mit 12 oder 13 Jahren habe ich zum Geburtstag eine elektrische Schreibmaschine geschenkt bekommen. Das war ein großes Highlight, und von da an habe ich auf meiner Schreibmaschine die ersten Geschichten geschrieben!
(CR): Im Fach „Aufsatz schreiben“ waren Sie dann in der Schule sicher gut, oder?
(DS): Oh ja, das war gut. Meine Klassenlehrerin auf dem Gymnasium war begeistert von meinen Geschichten und hat die Aufsätze vor der Klasse vorgelesen, was mir eher unangenehm war…
(CR): Erinnern Sie sich, seit wann Sie sich schon für Krimis begeistern?
(DS): Ja, die „Fünf Freunde“-Serie fand ich damals toll und von Enid Blyton gab es noch eine andere Krimireihe. Dann kamen schon relativ früh die „Drei Fragezeichen“-Folgen, die ich sowohl auf Kassette gehört als auch gelesen habe. Die Hörspiele liebe ich übrigens heute noch.
(CR): Und nach der Schule stand für Sie schon direkt fest, dass Sie etwas mit „Schreiben“ machen wollen?
(DS): Eine nette Anekdote gibt es zum Thema „Schreiben“. Ich war damals bei der Berufsberatung, und als der zuständige Sachbearbeiter mich fragte, was ich gern mache und ich sagte: „Schreiben“, da meinte er, ich solle doch Sekretärin werden. Ich habe dann aber Anglistik studiert, weil ich mit der englischen Literatur mehr anfangen konnte als mit der deutschen. So konnte ich meine Magisterarbeit über Agatha Christie schreiben, das wusste ich schon vor Beginn des Studiums, dass ich das machen wollte! Den Traum, Schriftstellerin zu werden, hatte ich schon immer, habe ihn aber nicht wirklich zielstrebig verfolgt, weil ich nicht ernsthaft daran geglaubt habe, dass ich gut genug bin und die Welt auf noch eine Krimiautorin wartet!
(CR): Agatha Christie ist ja offensichtlich eine Ihrer Lieblingsschriftstellerinnen, was würden Sie sie fragen, wenn Sie die Gelegenheit hätten, sie heute zu treffen?
(DS): Ich glaube, ich würde vor Ehrfurcht erstarren (lacht), und dann würde ich sie vielleicht fragen, woher sie immer all ihr Ideen nahm. Ein bisschen erschließt sich das aus ihrer Biographie aber ich denke mal, dass ich das am ehesten fragen würde, wenn ich mich überhaupt trauen würde, sie anzusprechen…
(CR): Was unterscheidet den englischen Krimi vom deutschen?
(DS): Ich lese mittlerweile sowohl deutsche als auch englische Krimis, und ich denke, es ist der britische Charme, der sprichwörtliche englische Humor, der den Unterschied ausmacht.
(CR): Ist der englische Krimi blutrünstiger als der deutsche?
(DS): Nein, gar nicht!
(CR): Könnten Sie dem Laien die Unterschiede zwischen den verschiedenen Krimigenres, die es gibt, erklären?
(DS): Man unterscheidet zwischen dem Detektivroman und dem Kriminalroman. Der Detektivroman ist der, der sich ausschließlich um die Ermittlungen in einem Fall dreht. Der Kriminalroman befasst sich mit dem Täter, seinen Motiven und erzählt auch aus seiner Sicht. Meine Romane sind eine Mischung aus beidem. „Das gute Alibi“ ist eher noch ein Detektivroman, „Der Tote in der Buchhandlung“ ist eine Mischung, denn hier kommt auch der Täter mit seinen Plänen und Gedanken vor.
(CR): Könnten Sie sich auch vorstellen, einen Krimi in einer Umgebung anzusiedeln, die nicht Ihre Heimat ist? Also zum Beispiel in England?
(DS): Ich habe schon einmal darüber nachgedacht, eine Art Crossover zu machen. Sophie und Ben machen Urlaub im Dartmoor, dort war ich selbst schon und kann es nur jedem empfehlen. Dabei stolpern sie über eine Leiche, während Carsten und seine Leute in Wuppertal einen Mordfall aufzuklären haben. Es gibt Parallelen zwischen beiden Fällen, die klarmachen, dass die Morde zusammenhängen.
(CR): Als Sie Ihr Manuskript für „Der Tote in der Buchhandlung“ beim Verlag abgegeben hatten, haben Sie mir geschrieben: Nach der Manuskriptabgabe ist vor der Manuskriptabgabe. Das heißt, Sie gönnen sich keine schöpferische Pause zwischen dem Fertigstellen des einen Buches und dem Beginn eines neuen? Oder schreiben Sie am Ende sogar mehrere Bücher parallel?
(DS): Parallel nicht wirklich. Wenn ich eine Idee habe, die unbedingt rausmuss, dann schreibe ich die sofort auf. Als ich „Ein gutes Alibi“ überarbeitet habe, hatte ich das neue Buch schon angefangen, aber dann erst mal wieder auf Seite geschoben, damit ich die Überarbeitung machen konnte. Aber es ist nicht so, dass ich ein Manuskript abgebe und mir danach erst überlege, worum es im neuen Fall geht.
(CR): Ist Ihr Tag sehr strukturiert, was das Schreiben angeht?
(DS): Ich versuche das, aber es klappt nicht immer. Manchmal sitze ich vor dem Computer und mache 1000 andere Dinge, sitze den ganzen Tag am Schreibtisch und bringe doch nichts zu Papier. Und dann wieder gibt es Tage, an denen es nur so fließt und ich zehn Seiten hintereinander weg schreibe. An anderen Tagen ringe ich um jedes Wort, das kennt, glaube ich, jeder Schriftsteller.
(CR): Können Sie uns schon verraten, worum es in Ihrem dritten Buch gehen wird?
(DS): Da geht es um ein Krimiwochenende, zu dem die Teilnehmer anreisen, um sich als Hobby-Detektive zu betätigen, und bei dem die Leiche, die eigentlich nur von einem Schauspieler als solche dargestellt werden soll, dann tatsächlich eine ist…
(CR): Eine gute Idee, die Krimifreunde sicher faszinieren wird! Wir freuen uns schon auf Ihr nächstes Buch, das dann hoffentlich im nächsten Jahr erscheinen wird. Ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch mit Ihnen!