Soeben ist der dritte Teil der Trilogie über die sogenannten Löwen von Berg erschienen. (siehe auch S. 3) Der Autor J. Michael Schumacher nimmt uns mit auf eine epische Reise in die Zeit des Mittelalters: Neuenberge, heute Schloss Burg an der Wupper, Stammsitz der Grafen von Berg, ist Ausgangs- und Endpunkt dieser Reise.
Lesen Sie hier das Interview mit Herrn Schumacher über seine Kindheit, in der die Begeisterung für Schloss Burg und das Mittelalter geweckt wurde, über seine Jugend beim Remscheider Generalanzeiger, seine Passion für den Journalismus sowie tropfende Wasserhähne am anderen Ende der Welt und warum er das Bergische Land so liebt.
(CR): Sie haben mir ja erzählt, dass Sie bei Ihren Großeltern aufwuchsen, die früher in Unterburg wohnten. Ihr Großvater hat Ihnen viele Geschichten über Schloss Burg erzählt, die Ihre Begeisterung für die Burg und das Mittelalter geweckt haben.
Wissen Sie noch, welche Geschichte Sie als Kind am meisten beeindruckt hat?
(JMS): (Lacht) Das, was mein Opa von der Unterburg erzählt hat, waren jetzt nicht unbedingt die mittelalterlichen Geschichten, sondern das, was sich die Jahrzehnte vor meiner Geburt in Unterburg so alles zugetragen hatte, aber es hat natürlich die Begeisterung für dieses kleine Örtchen und auch für die Burg befeuert. Es gibt aber nicht die eine Geschichte meines Opas, die mich unmittelbar ins Mittelalter geführt hätte, das hat die Burg dann schon selbst übernommen.
(CR): Wie kam es zu der Idee für diese historische Roman-Trilogie?
(JMS): Mein Freund, Peter Hein und ich, wir sind einmal aus einer Laune heraus am Vatertag als Ritter verkleidet (und leicht alkoholisiert) nach Schloss Burg marschiert. So entstand quasi aus einer Bierlaune heraus die Idee, einen Roman zu schreiben, der auf Schloss Burg und im Bergischen spielte, denn es gab bis dahin nichts Derartiges. Außer einem einzigen Buch, das auch mein Opa mir gegeben hatte: Es war in altdeutscher Schrift geschrieben und schon sehr zerlesen.
Diese Grafen von Berg, vor allen Dingen die drei, die ich in meinen Romanen verarbeitet habe, waren ja nicht irgendwelche Grafen von irgendeiner Burg, sondern sie waren führende Persönlichkeiten im mittelalterlichen Deutschland. Engelbert z. B. war der mächtigste Mann nördlich der Alpen und nirgendwo gab es etwas darüber zu lesen. Diese Lücke musste einfach geschlossen werden.
(CR): Um das bloße Schließen einer Lücke handelt es sich aber bei Ihren Romanen durchaus nicht, sondern um gut recherchierte und spannend erzählte Geschichten, die einen weiten historischen Bogen spannen!
Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche Rolle Sie gern innehätten, wenn Sie im Mittelalter leben würden? Wären Sie gern Ritter, Knappe oder gar ein Graf?
(JMS): (Lacht) Das ist natürlich sehr spekulativ... Da ich nicht adelig geboren bin, wäre ich sicher von recht niederem Stand gewesen, aber ich glaube, dass ich mich damals wie heute durch das Erzählen von Geschichten ausgezeichnet hätte.
In meinem dritten Roman "Der Kreuzzug des Kaisers" taucht die Figur des "Freidank" auf. Er ist ein Dichter und Chronist, der den Kreuzzug des Kaisers begleitet und eine Zeitlang am Hof des Kaisers weilt. Dieser Dichter ist kein hochstehender Poet, man würde ihn heute vielleicht als "Stand-up-Comedian" bezeichnen, der aber eben auch noch eine Chronistenaufgabe hat. Er benutzt manchmal recht derbe und auch einfache Gedichte und Reime, er ist kein Walther von der Vogelweide, sondern jemand, der dem Volk aufs Maul schaut und auch dessen Sprachrohr ist. Und zwar auf humorige Art und Weise. So jemand wäre ich auch gern gewesen damals.
(CR): Nun sind Sie ja auch sehr viel in der ganzen Welt unterwegs, um Ihre zahlreichen TV-Produktionen zu drehen. Wie kam es zu der Entscheidung, ein eigenes Studio für Filmproduktionen zu gründen? Sie sind ja gelernter Verlagskaufmann und haben erst über Umwege zu Ihrer journalistischen Berufung gefunden.
(JMS): Ja, das war ein Weg, der von vielen Zufällen geprägt war - wie das oft so geht im Leben. Als junger Mann habe ich an einem Mundart-Wettbewerb des "rga" teilgenommen, dieser suchte einen Nachfolger für jemanden, der diese Kalleroden (Mundart-Geschichten) schrieb. Mit 18 Jahren habe ich diesen Wettbewerb gewonnen und fortan die Geschichten für den "rga" geschrieben. In dieser Zeit habe ich auch mein Abitur gemacht und es stellte sich die unvermeidliche Frage, was ich nach der Schule machen sollte. Wiederum im "rga" sah ich eine Anzeige, dass ein Sportredakteur gesucht wurde. Also habe ich mich entschlossen, erst einmal eine Ausbildung zum Verlagskaufmann zu machen, mit der ich dann ja viele verschiedene Möglichkeiten bei der Zeitung haben würde.
Am Wochenende war ich oft als Reporter unterwegs und habe sowohl über politische Themen als auch über Kunstausstellungen oder sportliche Ereignisse berichtet. Über diese Tätigkeit habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, z. B. Ralf Christians, der damals eine Presseagentur aufmachte. An diesen Herr Christians erinnerte ich mich Jahre später, als ich mein erstes Buch geschrieben hatte - und zwar über unseren Fußballverein, den BVL 08 Lüttringhausen. Ich suchte Sponsoren, weil ich dieses Buch im Selbstverlag herausgebracht hatte. Deswegen wurde ich bei Herrn Christians vorstellig und wurde auch noch gleich Mitarbeiter in seiner Firma. Diese Firma produzierte ein lokales Fernsehprogramm, das über Monitore in der Fußgängerzone ausgestrahlt wurde. Dies waren also meine Anfänge als Fernsehredakteur. Leider ging die Firma dann nach einem Jahr pleite, aber der letzte Tag dieser Fima war der erste Tag meiner eigenen! Mit 23 Jahren habe ich mich selbstständig gemacht, weil ich den Beruf meines Lebens gefunden hatte! Mein erster Film war eine Produktion für den WDR über einen Remscheider Trainer, der am Persischen Golf den Wüstensöhnen den 100-Meter-Lauf beibrachte.
(CR): Für diese Produktionen reisen Sie rund um die Welt. Dabei sind Sie fast immer 3-4 Wochen weg von Zuhause. Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie auf Reisen sind?
(JMS): Fließendes Trinkwasser aus der Leitung! Dieser Luxus, den wir hier in Deutschland haben, endet meist schon kurz hinter der deutschen Grenze!
Und Wasserhähne, die funktionieren, Duschköpfe, die man nicht plötzlich in der Hand hat, weil sie nicht fest genug installiert wurden. Kurz gesagt, die simpelste Hardware im sanitären Bereich. Die vermisse ich am meisten auf Reisen.
(CR): Und was fehlt Ihnen an Ihrer Heimat, dem Bergischen Land, wenn Sie auf Reisen sind?
(JMS): Seine zahlreichen Wanderwege und Wandermöglichkeiten! Ich bin jemand, der sehr gern spazieren geht und wandert. Mit meiner Freundin und dem Hund gemeinsam unterwegs zu sein, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und diese Möglichkeit direkt vor der Haustür, das finden Sie nirgendwo sonst auf der Welt. Ich bin einmal für eine Produktion über Dinosaurier quer durch die USA gefahren, hatte ein langes Wochenende vor mir und wollte am Mississippi entlang spazieren gehen. Aber -Pustekuchen: wenn Sie sehen, wie dort die Städte gestrickt sind, merken Sie, dass das nicht so wie hier möglich ist. Jede kleine Stadt hat zwar eine Art Central Park aber außerhalb der Ortschaften ist direkt die Straße oder sind weite Felder - aber keine Wanderwege. Die Rundwege, die wir hier bei uns haben, sind einfach toll. Rund um Remscheid, sind Sie von jedem Punkt der Stadt aus in 5 Minuten im Grünen und können dort spazieren gehen. Durch´s Eschbachtal, Morsbachtal oder Gelpetal. Damals bin ich 400 km gefahren, bis ich eine Stelle erreicht hatte, von der aus ich einen Rundweg gehen konnte. Und hier hat man überall diese Möglichkeit. Das ist herrlich und das liebe ich sehr am Bergischen!
(CR): Abschließend noch die Frage, ob Sie bereits weitere Romanprojekte im Kopf haben oder planen Sie vielleicht, Ihre Memoiren zu schreiben?
(JMS): Viele Menschen haben mir schon gesagt, ich müsse meine Lebensgeschichte einmal aufschreiben. Darüber denke ich noch nach. Zum Thema Mittelalter liegt tatsächlich schon etwas in der Schublade, das auch gar nicht mehr so weit von der Fertigstellung entfernt ist. Wenn ich nur mal Zeit hätte, daran weiterzuschreiben... Das Buch spielt etwa 100 Jahre später als die Trilogie über die Grafen von Berg. Und es hat die Pest zum Thema, die nach Köln kommt. Auch ein Nachfahre unseres Helden Thomas spielt darin eine Rolle.
(CR): Vielen Dank für diese Einblicke. Ich hoffe, dass wir noch viel von Ihnen lesen werden!