Von Daniel Diekhans
Daniela Schwaner ließ bei ihrer Lesung von „Mord im Luisenviertel“ den Hauptkommissar Carsten Kantner lebendig werden. Der will den Mörder eines Obdachlosen finden.
Wuppertal. Michael Kozinowski kam an Daniela Schwaners zweitem Krimi nicht vorbei. „Luisenviertel – Mord – Buchhändlerin“ fand der Inhaber der Buchhandlung v. Mackensen in der Inhaltsangabe ihres neuen Romans und wunderte sich, was „unser schönes beschauliches Luisenviertel“ mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben könnte.
Kozinowski hakte bei der Schriftstellerin nach, deren 2016 veröffentlichter Erstling „Ein gutes Alibi“ im nicht weniger idyllischen Beyenburg spielt. Der Kontakt war da und so kam es, dass Schwaner zum ersten Mal bei v. Mackensen aus „Der Tote in der Buchhandlung“ vorlas. „Hier ist genau die richtige Lokalität dafür“, sagte die Autorin. Leicht fiel es ihr, die knapp 60 Zuhörer in die Handlung hineinzuziehen. Denn der Roman beginnt mit einer Krimi-Lesung in einem Buchladen. Der ist allerdings frei erfunden und trägt den sinnigen Namen „Mördergrube“.
Einer der Gäste jener Lesung ist ein Obdachloser, den alle rund um den Laurentiusplatz „Professor“ nennen. Am nächsten Morgen findet Buchhändlerin Sophie Liebermann seine Leiche in der Teeküche der „Mördergrube“. Als sich Sophies Bruder, Kriminalhauptkommissar Carsten Kantner, in den Fall einschaltet, ist das ungleiche Ermittlerduo aus „Ein gutes Alibi“ wieder komplett.
Während andere Autoren brav ablesen, machte Schwaner in bequemer Sitzhaltung aus ihrem Roman einen echten Hör-Film. Da halfen sicher die Erfahrungen, die die 1971 geborene Autorin als Mitglied einer Theatergruppe an der Uni Wuppertal gesammelt hat. Flüssig erzählte sie die Handlung, suchte Augenkontakt mit dem Publikum und schlüpfte elegant in jede ihrer Figuren hinein. Davon gibt es nämlich genug in „Der Tote in der Buchhandlung“ – seien es nun Zeugen oder Verdächtige.
Doch man verlor sich nicht in diesem Figurenreigen. Die Schauspielerin Schwaner hatte für jeden eine andere Sprache, einen eigenen Tonfall - gern auch in Bergischer Färbung. Das Publikum ging mit und lachte ausgiebig über die oft skurrilen Charaktere. Zuhörer in den vorderen Reihen erschraken sogar, wenn die Vorleserin in einer Szene die Erschrockene spielte.
Die Mischung aus Spannung und Humor gibt es schon bei Schwaners erklärtem Vorbild Agatha Christie. Unter dem Titel „Mord ist ihr Metier“ schrieb die Anglistik-Studentin ihre Abschlussarbeit über die „First Lady of Crime“. Ihre satirische Charakterzeichnung hat freilich ein anderes Kaliber. Ganz zu schweigen vom Lokalkolorit, das bei den Zuhörern für amüsiertes Wiedererkennen sorgte. Zum Beispiel wenn im Text eine Polizistin einen Tatverdächtigen quer durch das Luisenviertel verfolgt und dann auch noch „eine der vielen Wuppertaler Treppen“ hinaufjapsen muss.
„Das würde heiter werden!“ lautete der letzte Satz der Lesung. Es gab starken Applaus und noch einige Fragen. Ob der Mordfall authentisch sei, wollte eine Zuhörerin wissen. Offenbar hatten die plastischen Beschreibungen im Roman Eindruck gemacht. Nein, versicherte die Autorin, das habe sie sich nur ausgedacht. Tatsächlich habe sie aber früher einmal zusammen mit einem Studienfreund „eine Krimi-Fantasy-Rollenspieler-Buchhandlung“ auf der Friedrich-Ebert-Straße aufmachen wollen.
Gastgeber Kozinowski fragte nach einer Fortsetzung von „Der Tote in der Buchhandlung“. „Der dritte Band ist schon in Arbeit“, erklärte Schwaner. „Der spielt natürlich auch im Luisenviertel – wegen Sophie Liebermann und der „Mördergrube“. Ich gehe aber auch etwas weiter ins Bergische raus.“ Vielleicht werde ein Krimi daraus, der als Wochenende auf dem Land beginnt, spekulierte sie.
Mit freundlicher Genehmigung der Westdeutschen Zeitung vom 16.3.2017