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Die Entstehungsgeschichte des Bergischen Landes

Buchbesprechung in Fossilien - Journal für Erdgeschichte


von G. Schweigert

Buchbesprechung in Fossilien - Journal für Erdgeschichte

Schweigert, G. (2015): Als das Bergische Land noch am Äquator lag [Buchbesprechung]. – Fossilien, 32 (1): 63-64; Wiebelsheim.

Über zu 400 Millionen Jahre zurück reicht die mit Gesteinen oder Fossildokumenten belegbare Erdgeschichte im Bergischen Land. Das hügelige Mittelgebirge am Südrand des Ruhrgebiets hat noch viel mehr aufzuweisen als den berühmten Neandertaler. Mit eindrücklichen, gestalterisch hochklassigen Fotos von Fossilien und heute lebenden Tiere und Pflanzen, lebensnaher Rekonstruktionen vorzeitlicher Lebewesen und anschaulichen Grafiken verstehen es die Autoren, das Thema Erdgeschichte sogar einem Leserkreis schmackhaft zu machen, der davon vielleicht noch nicht die geringste Ahnung hatte bzw. hiervon noch nicht infiziert ist. Ein Geologe oder Paläontologe vom Fach wäre hier wahrscheinlich schon an seinem eigenen Fachchinesisch gescheitert, und die Autoren hatten hier auch ihre leicht nachvollziehbaren Verständnisschwierigkeiten, die u. a. in Gesprächen mit Wissenschaftlern ausgeräumt wurden, die z.T mit Zitaten selbst zu Wort kommen. Hätte ich in meiner Schulzeit in den 1970er Jahren ein solches Buch zur Hand gehabt, wäre mir schon viel früher klar geworden: Ich will mehr über Erdgeschichte wissen. Dies ist hier mittels eines weiterführenden Literatur- und Quellenverzeichnisses und mittels Tipps für eigene Exkursionen oder Museumsbesuche leicht möglich. Die Autoren verstehen es geschickt, nicht nur die augenfällig spektakulären Objekte in den Blick zu rücken, sondern scheuen sich durchaus nicht, auch winzige und unscheinbare Fundstücke oder andere heimatgeschichtlichen Aspekte, seien es Forscherpersönlichkeiten oder Amateure, in ihrer Bedeutung für unser heutiges Wissen zu rühmen. Manche Zeitabschnitte der Erdgeschichte, wie Perm, Trias und Jura, haben im Bergischen Land keinerlei Spuren hinterlassen. Dann wird eben auf Nachbarregionen zurückgegriffen, was durchaus legitim ist. Besonders wertvoll für das Verständnis der wechselnden Umweltverhältnisse sind die Scotese-Karten, auf denen die Position des heutigen Bergischen Lands durch die ganze Erdgeschichte hindurch ersichtlich wird. Ein paar Fehlerchen und sachliche Ungereimtheiten haben sich zwar da und dort trotz Lektorats eingeschlichen, wie etwa das Foto eines kreidezeitlichen Belemniten-Rostrums ausgerechnet in einem Kapitel über die Devonzeit, aber das soll den didaktischen Wert dieses Buchs nicht schmälern. Die Ausstattung und Qualität dieses Buchs ist vorzüglich und der Preis dafür mehr als gerechtfertigt. Da sich die Erdgeschichte natürlich nicht an die engen Grenzen des Bergischen Landes hält, kann sich auch ein Leser von außerhalb darin wichtige Informationen beschaffen – Lehrer und andere „Multiplikatoren“ möchte ich hier besonders ansprechen.

Leja, M. & N. Tesche-Ricciardi (2012): Als das Bergische Land noch am Äquator lag. 192 Seiten, zahlr. Abb., gebunden, rga.Buchverlag, Remscheid. 29,80 € zzgl. Versandkosten; ISBN 3-940491-22-0.

Günter Schweigert