Bewohner von Haus Wiedenhof schwelgten vergangene Woche in Erinnerungen. Mit Geschichten und alten Fotografien aus seinem Buch über die Remscheider Stadtgeschichte ließ Pfarrer Hans-Jürgen Roth eine lang vergessene Zeit wiederaufleben. Der Anblick der alten Straßenbahn löste bei den Senioren besonders viel Freude aus.
"Ach, wie war das früher schön", lautete die Überschrift, die der studierte Historiker und Pfarrer dem gemütlichen Nachmittag im Seniorenpflegeheim gegeben hatte. Es war nicht das erste Mal, dass Pfarrer Hans-Jürgen Roth mit seiner kleinen Diashow ein Seniorenwohnheim besuchte. Die Schwarz-Weiß-Bilder gepaart mit einigen Erzählungen, hatte er erfahren, bringen die grauen Zellen Menschen fortgeschrittenen Alters ordentlich in Bewegung. So auch in Haus Wiedenhof, wo sich zahlreiche der rund 50 anwesenden Senioren, an den ein oder anderen Anblick erinnerten.
Beispielsweise jener der großen Stadthalle auf dem Remscheider Schützenplatz, die viele Feste beherbergte, jedoch in den 1960er-Jahren abgerissen wurde. "War die nicht schön?", fragte Roth seine aufmerksamen Zuhörer. Einige nickten gedankenversunken und erlebten wohl vor dem inneren Auge erneut die eigene Jugend wieder: der erste Tanz, vielleicht der erste Kuss.
Als Roth die Bilder des alten Strandbads zeigte, das heute als Freibad Eschbachtal bekannt ist, wurde es kurzzeitig unruhig im Saal. "Da war ich auch, daran kann ich mich noch gut erinnern. Das ist aber wirklich lange her", sagte beispielsweise eine ältere Dame. Ein Herr wusste sogar zu erklären, warum das Freibad damals Strandbad hieß: "Das liegt daran, dass das größere Becken früher eine leichte Schieflage hatte, die mit Sand aufgefüllt war. Es sah tatsächlich aus wie ein Strand." Diese Aussage konnte Roth sogar mit eines der nächsten Bilder belegen, auf dem der Strand tatsächlich zu sehen war. Die Fotografien der alten Straßenbahn auf der Alten Bismarckstraße versetzten Bewohnerin Gertrud Horn in Verzückung. "Damit bin ich auch früher gefahren, von der Hesseninsel aus", erzählte die 87-Jährige erfreut. Dass die Hesseninsel, benannt nach den vielen Auswärtigen, die sich damals dort einfanden, eigentlich die Haltestelle "Markt" war, hatte sie lange nicht gewusst. "Für mich war das immer ganz klar die Hesseninsel." Ihr und Freundin Christa Braunschweig (84) gefiel der Nachmittag sehr. "Schön, die alten Bilder zu sehen. Da kommen sehr viele Erinnerungen hoch", sagte Braunschweig.
Gerontotherapeutin Tordis Mittelbach erlebte die Bewohner am Nachmittag sehr beschwingt. "In Erinnerungen zu schwelgen ist für ältere Menschen unheimlich wichtig." Das Langzeitgedächtnis, in dem Erinnerungen gespeichert sind, würde durch alte Bilder und Lieder aktiviert.
Deswegen wurde zum Abschluss, bevor Hans-Jürgen Roth der Einrichtung Exemplare seines Buches schenkte, das Bergische Heimatlied gesungen. Textsicher und voller Inbrunst.
Das Buch "Geschichte unserer Stadt", erschienen im Bergischen Verlag, findet man in jeder gut sortierten Buchhandlung für 24,95 Euro.