„Gevelsberg objektiv betrachtet“ – so lautet der Titel einer Chronik, die rund 100 Jahren Zeitgeschichte widerspiegelt und durch drei Generationen der bekannten Fotografenfamilie Lintl dokumentiert wird. Es zeigt wie die Familiendynastie ihre Heimatstadt, deren Bewohner und die vor Ort angesiedelte Industrie fotografisch in Szene setzten. Alles Bilder, die der guten alten Zeit Respekt zollen, als das Fotografieren noch echtes Handwerk war und man ein Foto wie einen Schatz hegte und pflegte. Die dazu passenden Textpassagen lieferte Brigitte Waldens. Sie hat in langen Gesprächen mit Günter Lintl zahlreiche Geschichten, Erlebnisse und Anekdoten erfahren und diese auf spannende und authentische Weise niedergeschrieben. Wodurch das Buch, das beim Bergischen Verlag erschienen ist, letztendlich zu einem unterhaltsamen Zeitdokument wurde.
Auf Einladung des Gevelsberger Heimatvereins präsentierte Günter Lintl vor kurzem nun im voll besetzen Café DIAlog der VHS anhand seines Buches „Gevelsberg objektiv betrachtet“ eine spannende Reise zurück in eine lebendige Vergangenheit. Oftmals war es dabei jener Aha-Effekt, der Überraschungen hervorbrachte und eigene Erinnerungen beim Betrachter, darunter auch Bürgermeister Claus Jacobi, erweckte. Man konnte seine Heimatstadt aus ganz neuen und unbekannten Perspektiven kennenlernen; konnte erleben das Gevelsberg schon damals am Puls der Zeit lag.
Der Vortrag bot zudem auch immer mal wieder Gelegenheit, den Gevelsberger Fotografen direkt bei ihrer Studioarbeit über die Schulter zu schauen. Kurz gesagt: man begleitete Großvater, Sohn und Enkel auf einer Entdeckungstour durch die fotografische Entwicklung.
Seit 1901 in Gevelsberg ansässig, wurde das Fotoatelier von Anton Lintl in der Kölner Straße 6a binnen kürzester Zeit zu einer der wohl gefragtesten Institutionen innerhalb der Stadt. Ob geschäftlich oder privat, ob Portrait oder Produkt, ob Architektur oder Schaufenster: Überall, wo professionelle Aufnahmen in exzellenter Qualität gebraucht wurden, kamen Anton, sein Sohn Hans Günter und letztlich dessen Sohn Günter Lintl immer wieder zum Einsatz. Noch heute finden sich in unzähligen Familienalben und Firmenpublikationen Fotos made by Lintl. „Daran sieht man, das die Familie Lintl ihren Finger stets am Auslöser hatte, um das Gedächtnis einer Stadt bildlich festzuhalten“, sagte Carola Dreher, Vorsitzende vom Gevelsberger Heimatverein, zum Abschluss und konnte einen jeden nur dazu ermuntern, dieses Zeitdokument zu erwerben.