Die Geschichte des Remscheider Hauptbahnhofs steht im Mittelpunkt eines neuen Buches, das Johann Max Franzen verfasst hat. Er entführt die Leser auf eine Zeitreise, die Ende des 19. Jahrhunderts beginnt und in der Gegenwart endet, in der die Passagiere längst vergeblich nach einem Empfangsgebäude suchen.
Seit Jahrzehnten beobachtet Franzen den Wandel am Rande der Innenstadt. Aufgewachsen in Schleswig an der Schlei, kam er als junger Mann erstmals mit dem Zug in Remscheid an.
,, Weil ich meinen Bruder besuchte, der hier lebt“, blickt Franzen auf die 60er-Jahre zurück.
Nach der Fahrt aus dem hohen Norden erwartete ihn ein „stattliches Gebäude“, das alles aufwies, was zum Hauptbahnhof einer Großstadt gehört. ,,Es gab eine große Schalterhalle, Mitarbeiter, die Fahrkarten verkauften und auch ein Restaurant“, zählt Franzen auf, der 1972 nach Remscheid zog.
Fortan erlebte der Fernmeldetechniker den Bahnhof als Pendler. Und auch später, als er mit dem Pkw im Außendienst unterwegs war, habe er ihn stets im Blick behalten.
Herausgekommen ist nun ein Buch, das er mit historischen Aufnahmen ebenso angereichert hat wie mit seinen eigenen Bildern. ,,Ich habe stets meine kleine Digital-Kamera dabei,“ sagt Franzen. Er hielt 2006 den Abriss des Bahnhofsgebäudes fest, dann nahm er den Bau des Nordstegs auf und die Entstehung des CinestarKinos. Franzen dokumentierte somit ein Stück Heimatgeschichte.
Seine Ausführungen richten sich nicht so sehr an Eisenbahnfreunde, die sich für Fahrzeugtypen oder historische Streckenabschnitte interessieren, sondern an alle, die sich mit Remscheid verbunden fühlen. Dabei klammert Franzen auch ein schwarzes Kapitel nicht aus - die „braune Vergangenheit“, wie er es formuliert.
,,Vom Hauptbahnhof wurden Juden, Sinti und Roma deportiert“, erklärt der 78-Jährige, der sich lange um die Stolpersteine im Stadtgebiet gekümmert hat und bereits mehrere Bücher über Remscheid geschrieben hat.
Am nächsten Projekt arbeitet er schon. Er will die Biografien von Widerstandskämpfern schildern, die dem NaziRegime trotzten. ,,Das aber erfordert große Recherchearbeit, wobei mir unter anderem das Landesarchiv in Duisburg hilft. Das Buch über den Hauptbahnhof habe ich geschrieben, um die Zeit der Pandemie zu nutzen“, erklärt der Autor, der es schade findet, dass die Anlage heutzutage den Charakter eines einfachen S-Bahnhaltepunkts hat.